Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ?
Nach dieser Devise startete am 20. Oktober unser Nachmittagsausflug mit dem Bus nach Ludwigsburg in das Residenzschloss der Herzöge und Könige von Württemberg zu einer besonderen Führung. Das Ludwigsburger Schloss zählt zu den imposantesten und weitläufigsten Barockanlagen Europas.
In zeitgemäßer Kostümierung führte uns Kammerzofe Christine und Kammerdiener Johann durch die Prunk- und Repräsentationsräume von Königin Charlotte Mathilde und König Friedrich I.. Für ca. 90 Minuten tauchten wir in das Jahr 1809 ein und erfuhren neben alltäglichem auch manches pikante und indiskrete aus der damaligen Zeit. Wir hörten Hofklatsch, Anekdoten von und über die jeweiligen "Herrscher" und erlebten eine Führung als Spiegel der damaligen Zeit. Eine Kammerzofe, ein Kammerdiener kamen ins erzählen und ins plaudern.
Mit dem Bau des Schlosses Ludwigsburg - zuerst als Jagdsitz gedacht - wurde 1704 unter Herzog Eberhard Ludwig begonnen. Daher auch der Name "Ludwigsburg". Einige Jahre später, bedingt durch den weiteren Ausbau und die großzügige Erweiterung des Schlosses, waren die einheimischen Künstler den vielfältigen Dekorationsaufgaben nicht mehr gewachsen. So kamen zahlreiche ausländische Stuckateure und Maler nach "Ludwigsburg" und brachten neue Dekorationsideen aus Italien und Böhmen mit. Für diese ausländischen Handwerker mit ihren Familien und für das Militär wurde 1709 mit der planmäßigen Anlage der Stadt Ludwigsburg begonnen. 1718 wird Ludwigsburg dann offiziell die Residenz des Herzogs und die Hauptstadt Württembergs.
Als 1744 Herzog Carl Eugen an die Macht kam musste das Volk viel dulden und leiden, denn er gab das Geld mit vollen Händen aus. Seine glanzvollen und kostspieligen Feste in Ludwigsburg waren berühmt. Neben den Privaträumen mit ihren kostbaren Möbeln und Accessoires seiner "Majestäten" konnte auch ein Blick in die einfachen und zum Teil fensterlosen Räume und Gänge der Dienerschaft geworfen werden. Insgesamt sollen im Schloss zur damaligen Zeit bis zu 300 Menschen beschäftigt gewesen sein.
Nach diesem nicht alltäglichen Erlebnis fuhren wir mit dem Bus an Marbach vorbei durch das malerisch herbstlich gefärbte Bottwartal, das mit seinen Hügeln und dem mittelalterlichen Charakter der Ortschaften im weitesten Sinn an die Toskana erinnert. Unser Ziel war das rustikale "Weinstüble am Helfenberg" bei Ilsfeld, wo uns zum Ausklang ein zünftiges Vesper mit guten Württemberger Weinen erwartete. Auf dem Höhepunkt der Stimmung - mit Musik und Gesang - fuhren wir um einen schönen und erlebnisreichen Tag reicher zurück nach Berkheim. Es war wieder ein gelungener Ausflug. Einen herzlichen Dank an die Initiatoren.
R.P.
